„Stories are not about things, they are things themselves.“
Paul Auster, ein Gigant der amerikanischen Literatur, hat nicht nur eine Fülle von Werken geschaffen, die Leser.innen weltweit fesseln, sondern auch einen tiefgreifenden Eindruck auf das literarische Gefüge Amerikas hinaus hinterlassen. Seine Romane sind mehr als nur Geschichten; sie sind künstlerische Meisterwerke, die die Grenzen des Erzählens neu definieren und dazu anregen, über das Leben und die HUMAN CONDITION nachzudenken. Die Welt wird dies durch seinen Tod schmerzlich vermissen!
Als junge Amerikanistikstudentin war ich zutiefst beeindruckt von der Wirkung, die Austers Werke auf mich hatten. Seine Bücher waren nicht nur Lektüre, sondern eine Reise durch die Tiefen der menschlichen Seele, eine Reise, die mich veränderte und prägte.
Auster, bekannt für seine faszinierenden Erzählungen, in denen das Schicksal durch scheinbar zufällige Ereignisse gelenkt wird, hat Leser.innen weltweit mit seiner einzigartigen Fähigkeit, das Alltägliche in etwas Außergewöhnliches zu verwandeln, in den Bann gezogen.
Eines seiner zentralen Themen ist die Idee der „Chance“, die Möglichkeit, dass das Leben unvorhergesehen Wendungen nehmen kann, die neue Wege und neue Anfänge eröffnen. In seinem berühmten Werk „The New York Trilogy“ (deutsch: „Die New York-Trilogie“), erforscht Auster die unendlichen Möglichkeiten, die sich aus den zufälligen Begegnungen und Entscheidungen seiner Charaktere ergeben.
Dies findet sich auch in Werken wie „Moon Palace“ (deutsch: „Mond über Manhattan“) und in „The Music of Chance“ (deutsch: „Die Musik des Zufalls“), auch dort bringt er seine Faszination für Zufall und Schicksal zum Ausdruck. In „The Music of Chance“ zum Beispiel führen zufällige Begegnungen und Entscheidungen zu einer Reihe von Ereignissen, die das Leben der Charaktere unwiderruflich verändern. Auster zeigt uns, dass das Leben nicht immer planbar ist und dass die Chancen, die wir ergreifen, oft die Richtung unseres Lebens bestimmen.
Beim Lesen seiner Romane fand ich mich immer wieder mit existenziellen Fragen konfrontiert, die mir unter die Haut gingen und mich lange nach dem Zuklappen des Buches beschäftigten. In „The New York Trilogy“ (dt. „Die New-York-Trilogie“) fühlte ich mich wie gefangen in einem Spiegelkabinett der Realität, in dem jede Ecke ein neues Geheimnis barg:
„The world is so unpredictable. Things happen suddenly, unexpectedly.“ (Deutsch: „Die Welt ist so unvorhersehbar. Dinge passieren plötzlich, unerwartet.“)
Diese Worte hallten in meinem Kopf wider und zwangen mich, über die Fragilität des Lebens nachzudenken.
In „City of Glass“ (dt. „Stadt aus Glas“) tauchte ich ein in eine Welt voller Dunkelheit und Verzweiflung, in der die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge verschwammen. Ich konnte mich nicht von der faszinierenden Figur des Detektivs lösen, der sich auf einer unerbittlichen Suche nach Identität und Bedeutung befand.
Und in „Moon Palace“ (dt. „Mond über Manhattan“) erlebte ich eine Reise durch die Wirren des Lebens. Ich erkannte mich selbst in den Höhen und Tiefen der Hauptfigur wieder und fühlte mich mit jedem Wendepunkt der Handlung enger mit ihr verbunden. Dieser Roman ist eine faszinierende Erzählung über Identität, Zufall und das Streben nach Sinn im Leben. Kein Wunder, dass dieses Buch längst eine Schullektüre geworden ist!
Diese tiefgründige Geschichte folgt dem jungen Protagonisten Marco Stanley Fogg, der durch eine Reihe von persönlichen Katastrophen und Entdeckungen zu einem neuen Verständnis seiner selbst und der Welt um ihn herum gelangt. Die Geschichte beginnt mit Marcos existenzieller Krise. Nachdem seine Tante und einzige Bezugsperson stirbt, verliert er jeglichen Halt:
„Es war, als hätte ich den Boden unter den Füßen verloren und würde in einem bodenlosen Raum treiben.“
„It was as though I had lost my footing and was drifting in a bottomless space.“
Diese Beschreibung fängt die Verzweiflung und Orientierungslosigkeit ein, die Marco fühlt. Er ist auf sich allein gestellt und muss herausfinden, wie er in einer Welt zurechtkommt, die ihm zunehmend fremd erscheint. Im Verlauf des Buches trifft Marco auf den exzentrischen und blinden Thomas Effing, für den er als Assistent arbeitet. Effing erzählt ihm von seiner eigenen abenteuerlichen Vergangenheit, und Marco beginnt zu verstehen, dass das Leben voller unerwarteter Wendungen und tiefer Verbindungen ist. Effing sagt:
„Das Leben ist ein Gewebe aus Geheimnissen und Zufällen. Man kann es nur verstehen, indem man es lebt.“
„Life is a fabric of mysteries and coincidences. You can only understand it by living it.“
Diese Erkenntnis hilft Marco, seine eigene Geschichte in einem größeren Kontext zu sehen. Er beginnt, die Bruchstücke seines Lebens zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzufügen. Ein zentrales Thema des Romans ist die Suche nach Identität und Zugehörigkeit. Marco entdeckt, dass sein Vater, den er nie gekannt hat, eine zentrale Rolle in seinem Leben spielt. Die Suche nach seinen Wurzeln führt ihn zu einem tieferen Verständnis seiner selbst. Marco reflektiert:
„Ich hatte mein ganzes Leben damit verbracht, nach einem Ort zu suchen, an dem ich hingehöre, und am Ende war dieser Ort in mir selbst.“
„I had spent my whole life searching for a place where I belonged, and in the end, that place was within me.“
Diese Erkenntnis ist tief bewegend und spiegelt die universelle menschliche Erfahrung wider, nach einem Sinn und einem Platz in der Welt zu suchen.Eine weitere Schlüsselfigur im Roman ist Kitty Wu, Marcos Geliebte. Ihre Beziehung ist von intensiven Gefühlen und tiefen emotionalen Verbindungen geprägt. Marco beschreibt seine Liebe zu ihr:
„Mit Kitty fühlte ich mich zum ersten Mal im Leben vollständig. Sie war der Anker, der mich in der Realität hielt.“
„With Kitty, I felt whole for the first time in my life. She was the anchor that kept me grounded in reality.“
Diese Liebe gibt Marco die Kraft, sich seinen Herausforderungen zu stellen und seine Reise fortzusetzen. Am Ende des Romans steht Marco vor der Entscheidung, welchen Weg er in seinem Leben einschlagen will. Er erkennt, dass das Leben eine fortwährende Reise ist, die von Entscheidungen und Zufällen geprägt wird.
„Ich weiß nicht, wohin der Weg mich führt, aber ich bin bereit, ihn zu gehen, wohin er auch führen mag.“
„I don’t know where the path will take me, but I’m ready to follow it, wherever it may lead.“
Paul Austers „Mond über Manhattan“ ist ein berührendes Werk, das die Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt. Es handelt von der Suche nach Identität, der Kraft der Zufälle und der tiefen menschlichen Verbindung. Die kraftvollen Zitate und die bewegende Erzählweise hinterlassen einen bleibenden Eindruck und regen zur Reflexion über das eigene Leben und die eigene Reise an.
Auch „The Music of Chance“ (dt. „Musik des Zufalls“) hinterließ einen unauslöschlichen Eindruck auf mich. Die Geschichte von Jack Pozzi und Jim Nashe, die in einem Spiel mit dem Schicksal gefangen sind, berührte meine Seele auf eine ganz besondere Weise. Ich fühlte mich wie gefesselt von den Möglichkeiten und den Gefahren, die der Zufall mit sich bringt, und konnte nicht anders, als über meine eigene Beziehung zu Kontrolle und Verantwortung nachzudenken.
Am beeindruckendsten empfand ich aber in meiner Jugend „The Invention of Solitude“ (dt. „Die Erfindung der Einsamkeit). Kein Buch ist so bearbeitet worden mit Post-ITS, Tränenspuren und wurde so mit Kopfnicken und Seufzern begleitet von mir. „Die Erfindung der Einsamkeit“ ist eine tiefgehende Meditation über Erinnerung, Verlust und den Prozess des Schreibens selbst.
Dieses Memoir, das in zwei Teile unterteilt ist, taucht tief in die Beziehung des Autors zu seinem Vater und seine eigenen Reflexionen über Einsamkeit und Existenz ein. Der erste Teil, „Porträt eines unsichtbaren Mannes“ („Portrait of an Invisible Man“), beginnt mit dem plötzlichen Tod von Austers Vater. Während er die Besitztümer seines Vaters durchgeht, entdeckt Auster das Geheimnis eines Mannes, der emotional distanziert und rätselhaft war. Er schreibt:
„Die Geschichte liegt nicht in den Worten; sie liegt im Kampf.“
„The story is not in the words; it’s in the struggle.“
Dieser Satz fasst das Wesen von Austers Reise zusammen – es geht nicht nur darum, Fakten aufzudecken, sondern auch darum, die emotionalen und psychologischen Implikationen des Lebens und Todes seines Vaters zu bewältigen.
„Er war eine Art unsichtbarer Mann, ein Mann, der in der Welt gewesen war, ohne Spuren zu hinterlassen.“
„He was a kind of invisible man, a man who had been in the world without leaving a trace.“
Das Lesen solcher intimen Reflexionen war eine tief bewegende Erfahrung für mich. Man denkt über seine eigenen familiären Beziehungen nach und welche Spuren von geliebten Menschen bleiben. Es ist eine Erinnerung an die Komplexität menschlicher Verbindungen und die oft verborgenen Tiefen derjenigen, von denen wir glauben, dass wir sie kennen.
Im zweiten Teil, „Das Buch der Erinnerung“ („The Book of Memory“), erforscht Auster sein eigenes Gefühl von Identität und Existenz. Er taucht in philosophische Überlegungen über Einsamkeit und den Akt des Schaffens ein. Er schreibt:
„Allein zu sein, eine Einzelgängerfigur, ein Waise. Es ist der Anfang der Weisheit.“
„To be alone, to be a solitary figure, to be an orphan. It is the beginning of wisdom.“
Diese Erkundung der Einsamkeit bezieht sich nicht nur auf physische Alleinheit, sondern auf die existentielle Einsamkeit, der sich jeder Mensch gegenübersieht.
„Die Einsamkeit ist nicht nur der Raum, in dem wir uns befinden, sondern der Zustand der Seele.“
„Solitude is not just the space we find ourselves in, but the state of the soul.“
So dient Austers Werk als Spiegel, der ihre eigenen inneren Gedanken und Gefühle über Einsamkeit und Erinnerung reflektiert. Es ist ein Text, der auf einer tief persönlichen Ebene mitschwingt, da er universelle Themen durch die Linse individueller Erfahrung erkundet. Die Wirkung, ein solch persönliches und introspektives Werk zu lesen, kann tiefgreifend sein. Indem er seine eigenen Verwundbarkeiten und Reflexionen teilt, eröffnet Auster einen Raum für die Leser, sich ihren eigenen Gefühlen von Einsamkeit und Erinnerung zu stellen. „Die Erfindung der Einsamkeit“ ist nicht nur ein Memoir; es ist eine Reise in die Tiefen der menschlichen Seele, herausfordernd und tröstend zugleich.
„Ich hatte immer geglaubt, dass die Worte das Wichtigste sind, aber jetzt weiß ich, dass die Stille das Wesentliche ist.“
„I had always thought that words were the most important thing, but now I know that silence is the essence.“
Schließlich ist Austers Fähigkeit, die Komplexität menschlicher Erfahrungen mit solcher Klarheit und Emotion zu artikulieren, das, was „Die Erfindung der Einsamkeit“ zu einem zeitlosen Werk macht.
Auster zwang mich, mich meinen Ängsten zu stellen und mich den Unwägbarkeiten des Lebens zu öffnen. Seine Worte drangen tief in meine Seele ein und hinterließen eine Spur, die lange nach dem Lesen nicht verblasste. Und obwohl seine Bücher keine leichte Lektüre waren, bin ich dankbar für die Reise, auf die er mich mitgenommen hat. Denn durch seine Werke habe ich nicht nur die Welt um mich herum, sondern auch mich selbst ein Stück weit besser verstanden.
Seine Worte erinnern mich daran, dass das Leben und die Literatur nicht nur über Tragödien und Abschiede, sondern auch über Hoffnung und Erneuerung handeln.
Sein Tod ist ein großer Verlust für die amerikanische Literatur, denn Auster war ein Meister darin, komplexe Charaktere und verschlungene Plots zu schaffen, die den Leser dazu bringen, über das Wesen des Zufalls, die Bedeutung des Schicksals und die Tiefe der menschlichen Erfahrung nachzudenken. Seine Werke, die sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache weit verbreitet sind, werden weiterhin Generationen von Lesern inspirieren und herausfordern.
Paul Auster hinterlässt ein literarisches Erbe, das reich an Gedanken über die Unwägbarkeiten des Lebens und die unergründlichen Pfade des menschlichen Schicksals ist. Seine Bücher sind eine Einladung, das Leben mit all seinen Zufällen und Möglichkeiten zu erkunden und vielleicht sogar unsere eigene „zweite Chance“ zu entdecken.
„Stories are not about things, they are things themselves.“ Mit jedem Buch hat Paul Auster uns nicht nur eine Geschichte erzählt; er hat uns eine neue Welt geschenkt.
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