Kassettenmädchen im Herzen – eine Ode an eine andere Zeit 😉
Es war einmal, in einer Zeit vor Smartphones und Streaming-Diensten, als das Leben ein bisschen rauer, aber auch herzlicher war. Die 90er – eine Ära, in der wir uns noch mutig durch das Rauschen und Knistern der Kassette kämpften, in der wir jung, wild und unbezwingbar schienen. Wir waren die Kassettenmädchen. Wir, die Königinnen des Mixtapes, deren Walkmans immer mit dem richtigen Soundtrack für jede Lebenslage ausgestattet waren. Kein Spotify-Algorithmus sagte uns, was wir hören sollten – wir waren selbst die DJs unseres Lebens.
Damals war alles anders.
Du konntest nicht einfach eine Playlist erstellen, indem du auf „hinzufügen“ klickst. Wenn du jemandem ein Mixtape schenken wolltest, war das eine echte Liebeserklärung. Stundenlang saß man da, Finger nervös auf dem Rekord-Knopf, bereit, den perfekten Übergang zu erwischen. Es war eine Kunst, keine Frage. Und ja, auch ein bisschen eine Geduldsprobe. Nicht, weil es schwer war, die Songs zu finden, sondern weil du das Band zurückspulen musstest, wenn etwas nicht perfekt war – und dann nochmal und nochmal, bis es stimmte.
Ein Mixtape war mehr als nur Musik.
Es war eine Nachricht, verpackt in Melodien und Texten, die der andere vielleicht oder vielleicht auch nicht verstand. Aber das war Teil des Zaubers, oder? Ein bisschen geheimnisvoll, ein bisschen subtil. Du hast keine großen Worte gebraucht, um zu sagen: „Ich mag dich.“ Nein, du hast einfach „Friday I’m in Love“ von The Cure als dritten Track auf die Kassette gepackt und gewartet, ob der andere die Message versteht. Und wenn er dir dann irgendwann zurücklächelte, wusstest du: Das Mixtape hat funktioniert.
Aufnahmerituale
Die wahren Momente der Magie fanden allerdings nicht nur beim Erstellen statt, sondern vor allem bei unseren angespannten Aufnahmeritualen vor dem Radio. Wir saßen da, atemlos, Finger auf den Aufnahme-Knopf gedrückt, und haben inständig gehofft, dass der Moderator nicht wieder am Ende des Liedes reinquatscht. Denn was war schlimmer, als wenn die romantische Stimmung von „Nothing Compares 2 U“ plötzlich von einer lauten Radiostimme zerrissen wurde, die die Verkehrsnews verkündete? Wir haben geschwitzt, gebangt und geflucht – aber wir haben durchgehalten. Denn ein perfektes Mixtape gab es nur, wenn du den Song ohne störende Moderatorenstimme aufnehmen konntest. Eine echte Geduldsprobe, die uns zu wahren Kassetten-Ninjas gemacht hat.
Kassettenmädchen
Heute blicken wir also zurück, nicht ohne eine Prise Sarkasmus. Wir waren nicht nur Kassettenmädchen, wir waren Musik-Göttinnen, die entschieden haben, welcher Song zu welchem Moment in unserem Leben passte. Unsere Soundtracks hatten Bedeutung! Wir waren kreativ, erfinderisch und… sagen wir mal, leicht dramatisch. Du hattest Liebeskummer? Da musste sofort das richtige Tape her, vollgestopft mit traurigen Balladen von Roxette und Bryan Adams. Selbstmitleid auf Kassette – ja, das konnte man nur in den 90ern so zelebrieren!
Playlist in Sekundenschnelle
Und jetzt? Jetzt haben wir Playlists auf Spotify. Klar, praktisch. Aber wo ist die Romantik geblieben? Die Playlist kann man in Sekundenschnelle erstellen, vielleicht auch teilen, aber der Zauber des handgemachten Mixtapes, der ist verloren. Erinnerst du dich noch an das Gefühl, wenn du eine Kassette von jemandem bekommen hast? Das kleine Kribbeln, als du das Band in deinen Walkman gelegt hast, die Kopfhörer aufgesetzt und gewartet hast, welches Lied dich als Erstes begrüßen würde. War es „Don’t Speak“ von No Doubt? Ein sicherer Hinweis, dass da jemand Kummer hatte. Oder vielleicht „Wonderwall“ von Oasis? Da konnte man schon eher von Herzklopfen ausgehen.
Die wilden 80er
Natürlich, die 90er waren nicht nur eine Ära der Kassettenspieler, es war auch eine Zeit, in der wir alle noch ein bisschen wilder waren. Die Haare hatten mehr Volumen, die Outfits mehr Denim, und irgendwie war alles ein bisschen verrückter. Vielleicht waren wir selbst ein bisschen verrückter. Wir liefen mit unseren Mixtapes durch die Gegend, als wären sie die heiligen Texte unserer Jugend, die jedes Gefühl, jede Stimmung einfingen. Es gab keine „Skip“-Taste, kein Springen von Song zu Song. Man musste sich Zeit nehmen, die Lieder wirklich anhören, die Bedeutung in den Texten finden – oder auch nicht.
Schnelle Klicks aber ganz ohne Magie
Heute, in einer Welt, die von schnellen Klicks und sofortiger Verfügbarkeit dominiert wird, wirken diese Zeiten fast wie ein Märchen. Aber für uns, die Kassettenmädchen, lebt diese Magie weiter. Irgendwo tief in unseren Herzen spulen wir das Band der Erinnerungen immer wieder zurück. Vielleicht stolperst du manchmal noch über eine alte Kassette, verstaubt, aber voller Erinnerungen. Du hältst sie in der Hand, drehst das Band mit einem Stift zurück – einfach aus Nostalgie, weil du es noch kannst. Und für einen Moment bist du wieder dieses Mädchen, das mit Musik die Welt zu erobern versuchte. Du erinnerst dich an die Lieder, an die Gefühle, die mit ihnen kamen. Es war ein bisschen dramatisch, ein bisschen verrückt – aber es war echt.
Algorithmen können Freude verhindern
Und jetzt? Ja, wir haben Spotify, wir haben Algorithmen, die uns sagen, was wir mögen könnten. Aber nichts – wirklich nichts – kann dieses Gefühl ersetzen, als du das erste Mal das Mixtape eines Schwarmes in Händen hieltest. Die Playlist kann vielleicht mehr Lieder fassen, aber sie hat nicht die Seele, nicht die stundenlange Hingabe, die ein Mixtape verkörpert. Wir können auf „nächster Song“ drücken, aber manchmal vermisst man doch das Vor- und Zurückspulen, das manuelle Korrigieren, das Gefühl, dass jemand Zeit und Mühe in dieses kleine Kunstwerk gesteckt hat – nur für dich.
Was bleibt ist die innere Einstellung, die ist wild, magisch und eben Kassettenmädchen
Also, ja, auch wenn wir heute nicht mehr so wild und ungezähmt durch die Welt laufen, tragen wir das Kassettenmädchen immer noch im Herzen. Vielleicht sind wir erwachsen geworden, vielleicht hören wir jetzt Podcasts statt Mixtapes, aber dieses Gefühl, das bleibt. Tief in uns drin sind wir immer noch die, die mit einem Kopfhörer im Ohr durch die Straßen gelaufen sind, die Mixtapes angehört haben und sich vorgestellt haben, dass die Welt auf uns wartet. Und ehrlich gesagt, manchmal tut sie das immer noch.
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