ABSCHIEDSBRIEF AN DIE ANGST –Ernestina Sabrina Mazza

ABSCHIEDSBRIEF AN DIE ANGST –Ernestina Sabrina Mazza

„Liebe Angst in mir,
Ich möchte mich von dir verabschieden.
Du bist die Angst in mir, dass ich nicht überleben kann, wenn ich mich nicht anpasse.
Du bist der Grund, warum ich gelernt habe, mich an Menschen heranzutasten, zu erfühlen, wo
ihre Bedürfnisse liegen, um mich danach zu richten. Und um letztlich meine eigenen Wünsche
und Bedürfnisse hinten anzustellen, sogar zu vernachlässigen.
Weil sie keinen Platz hatten.
Du bist die Angst, die mich nicht daran glauben lässt, dass ich SO WIE ICH BIN liebenswert bin,
dass ich gewollt bin und gewollt werde, dass ich anecken soll und darf und kann – ohne die Liebe
der Menschen zu verlieren, die für mich wichtig sind.
Ich will mich von dir verabschieden. Und mich befreien von dir.
Denn ich möchte frei sein – und ich möchte endlich die sein, die ich bin (und im Innersten schon
immer war). Ich will das Leben spüren und die Liebe – möchte aufwachen aus meiner Traurigkeit.
Ich möchte gesehen und wahrgenommen werden – ohne Angst.

Ich zögere diese Briefe schon viel zu lang hinaus – es sträubt sich irgendetwas in mir, ich fühle mich meist zu müde und erschöpft – morgen ist ja auch noch ein Tag.

Vielleicht ist es die Angst vor der Veränderung – ich bin mir sogar ziemlich sicher.

Vielleicht ahne ich schon, dass sich viel bei mir tun wird, wenn ich mich von dir verabschiede. Ich ahne es, ich hoffe es, ich kann es kaum erwarten – einerseits.
Andererseits lasse ich es momentan schleifen, zögere diesen Brief hinaus – in mir wehrt sich etwas, mich mit all dem auseinanderzusetzen. Hm!
Die Angst, alte Mauern einzureißen und nicht genau zu wissen, was sich dahinter verbirgt?! Vielleicht ist es das. Du warst mir eine langjährige Begleiterin – aber jetzt möchte ich allein weiter- gehen. Ich werde überleben und gut leben – indem ich so bin, wie ich bin – und ich freu mich auf den Moment, in dem ich den Mut habe, mich so zu zeigen, wie ich bin. Ich möchte frei sein.

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